IN ARCHIVE eintauchen (Westfalen) – Zeitreiseinstallation mit Videokonzert

(english version: see below)

Aus ausgewählten Archivbeständen einen performativen Zeit-Raum als Videokonzert und/oder Installation mit Mehrfachprojektion und Live-Audio zu entwickeln ist das Anliegen dieses Projekts künstlerischer Forschung. Die rhythmisierten Streifzüge zeigen ausschnitthaft und in wechselnden Setups, wie Westfalen und vor allem die Region Münsterland „früher“ aussahen. So war die Landschaft beispielsweise von ausgedehnten Moorgebieten geprägt, deren Umbau zu Ackerflächen in einem Film aus den 1960er Jahre veranschaulicht wird. S. Demming erzeugt dafür mit einem 4-Spur-Videosampler live eine audiovisuelle Kompositon aus transformativen Loops mit unterschiedlichem Footage aus 90 Jahren. (mehr Infos s.u.).

„In Archiven“ – Videocollage (still, SD), footage: Hermann Reichling, 1938

Während Michael Rieken sich intensiv mit ausgewählten Fotos des Naturschutzpioniers und Naturfotografen Hermann Reichling (1890 – 1948) auseinandersetzt und Audios aus einem Tierstimmenarchiv für Soundscapes nutzt, konzentriert sich Stefan Demming auf filmische Zeugnisse Reichlings und denen einiger weiterer Filmemacher. Neben „Kulturfilmen“, die die Region beschreiben und bewerben sollten, zeigen Amateurfilmer vor allem den Alltag: aus heutigem Blickwinkel betrachtet, erscheint das Dorfleben noch „ursprünglich“, der industrielle und technische Fortschritt eine Errungenschaft, spätere Entwicklungen und Folgen der intensiven Nutzung des Landes sind noch nicht im öffentlichen Bewusstsein. Die Archivfunde sind auch Zeugnisse des technischen Stands ihrer Zeit und verweisen auch auf die Intentionen ihrer Produzent:innen.

Das Projekt „IN ARCHIVE eintauchen (Westfalen) – eine Zeitreisenveranstaltung“ basiert vor allem auf Recherchen in den Archiven des LWL- Medienzentrums sowie des LWL-Archivs für Alltagskultur in Münster. Hinzu kommen in Westfalen angefertigte Klangaufnahmen aus dem Tierstimmenarchiv des Museums für Naturkunde Berlin sowife Bewegtbilder und Klänge aus dem eigenen Archiv der Künstler.

Zwischen begehbarer Installation, medialer Oper und Videokonzert sind Besucher:innen eingeladen, das sich oft veränderte Setting bei einer Tasse Tee zu erleben. In unterschiedlichen Tempi und Wiederholungen komponieren Demming & Rieken bewegte Klang-, Landschafts- und Menschenbilder in einem sich wandelnden Zeitfluss. Dabei werden die Bestände meistens in Ausschnitten und Bearbeitungen präsentiert. Im Fokus stehen weniger Aspekte der lückenfreien Dokumentation und wissenschaftlichen Objektivität, sondern vielmehr die subjektiv-eklektische Auswahl und der ihnen zugedachte Rhythmus.

Trailer zu „IN ARCHIVE eintauchen“ (Westfalen), weitere VLM-Remix-Beispiele s. unten.

„Aus den medialen Zeugnissen der regionalen Vergangenheit entwickeln wir eine audiovisuelle Reise. Können wir aus der Vergangenheit lernen – bricht das „gute Leben“ zusammen, wenn wir einen Teil unseres Wohlstandes aufgeben? Wie reich erscheinen wir, wenn wir die Entbehrungen früherer Epochen bedenken! Welche aktuellen Praktiken wären in der Vergangenheit oder in einem Archiv besser aufgehoben?“

Termine: 6.+7. Oktober 2023 DA Kunsthaus Kloser Gravenhorst, Hörstel, 14-18 Uhr: offene Werkstatt mit verdichteter Schlussphase. // 20.10.2023 Schloss Senden, Senden,  17-21 Uhr //15.12.2023 18:30 & 20 Uhr (Videokonzert) Cinema / neben*an, Münster

Links: LWL-Medienzentrum für Westfalen (mit Sitz in Münster), LWL-Archiv für Alltagskultur (Münster), Tierstimmenarchiv des Museums für Naturkunde (Berlin)

siehe auch: https://www.instagram.com/stemming7/

Demming & Rieken arbeiten mit Unterbrechungen seit 2001 an verschiedenen audiovisuellen Installationen und Projekten künstlerisch und kuratorisch zusammen, zunächst an der HfK Bremen, seit 2018 auch an einer „LandKULTUR – anders“ in der KHW (bis 2020) und dem AkA (aktuell).

Intro basierend auf Footage von Hermann Reichling, der 1938 Vögel im damals noch grösseren Münsterländer Moor beobachtete.

Remix mit VLM – VideoLoopMachine, Footage aus dem LWL-Medienzentrum, Filmnummer 19 „Wie die Zeit vergeht“, Amateurfilm mit Sterbeanzeige des Priesters Wilhelm Hackfurth vom 30.06.1961 abgefilmt
Nottuln, 1950 bis 1952, von Johannes Weber aufgenommene Szenen rund um das Dorf, den Alltag, die Freizeit: zwei kurze Einstellungen eines Waldspaziergangs in amateurhafter Aufnahmetechnik sind weiter ineinander verwoben und dienen im Projekt als Teil einer raum-zeitlichen Inszenierung.
„Eine Episode nur“, Videoskulptur/Loop mit Footage aus „Schicksale einer Landschaft“ (1958)

EN

Archival Ramblings: TimeTravel on october 6th&7th 2023 at DA Kunsthaus Kloser Gravenhorst; oct 20th at Schloss Senden

We are developing a performative space with multiple projections, live audio and changing setups. The forays into selected archives show excerpts of what the Münsterland region looked like „in the past“. There were many moors here, for example, whose conversion to farmland was described in a 1960s cultural film. Village life still seems original, industrial and technical progress an achievement. In different tempos and repetitions, moving images of landscape and people are composed in a changing flow of time. The archival finds are also evidence of the technical status quo of their time and also point to the intentions of their creators. Between walk-in installation, media opera and video concert, visitors are invited to view them with us over a cup of tea.

Stefan Demming’s collaboration with Michael Rieken (and possibly others) is based on research in the archives of the LWL Media Centre and the LWL Archive for Everyday Culture in Münster.

„From this we develop an audio-visual journey into the past… Can we learn from the past – does the „good life“ collapse when we give up part of our prosperity? How rich we appear when we consider the deprivations of previous eras! What current practices would be better off in the past or in an archive?“

Ermöglicht durch: